Katzen sind faszinierende Wesen, deren Verhalten uns Menschen oft Rätsel aufgibt. Besonders das Kratzverhalten sorgt immer wieder für Missverständnisse zwischen Mensch und Tier. Viele Katzenhalter kennen das Problem: Die frisch bezogenen Möbel werden von deutlich sichtbaren Kratzspuren verziert, der neue Teppich ist übersät von Fäden, und selbst die Tapete bleibt nicht verschont. Schnell entsteht der Eindruck, die Katze handle aus reiner Boshaftigkeit oder wolle sich für irgendetwas rächen. Doch dies ist ein weitverbreiteter Irrtum. Das Kratzen ist kein Zeichen von Zerstörungswut oder Ungehorsam, sondern gehört zur natürlichen Lebensweise einer jeden Katze.
Um das Kratzen wirklich zu verstehen, ist es wichtig, diese Handlung aus der Sicht der Katze zu betrachten. Katzen handeln nicht nach menschlichen Maßstäben. Sie kratzen nicht, um ihren Menschen zu ärgern oder gezielt Schaden anzurichten. Vielmehr steckt hinter diesem Verhalten eine Vielzahl von Gründen, die tief in ihrer Natur verwurzelt sind. Neben angeborenen Instinkten spielen auch Stress und Langeweile eine große Rolle. Wer das Kratzverhalten seiner Katze richtig deuten kann, schafft die Basis für ein harmonisches Zusammenleben und kann gezielt auf die Bedürfnisse seines Stubentigers eingehen.
Die instinktiven Gründe des Kratzverhaltens: Überlebensnotwendige Tätigkeiten
Für Katzen ist das Kratzen weit mehr als eine lästige Angewohnheit. Es ist ein überlebenswichtiges Verhalten, das in der freien Wildbahn entscheidend für ihr Wohlbefinden und ihre Fitness ist.
a) Krallenpflege und Schärfen der Waffen
Katzen besitzen scharfe, einziehbare Krallen, die sie in der Natur zum Jagen, Klettern und zur Verteidigung benötigen. Durch das Kratzen werden die äußeren, abgestorbenen Hüllen der Krallen abgezogen. So bleiben die Krallen stets scharf, gesund und einsatzbereit. Diese Pflege ist für die Katze so selbstverständlich wie das Putzen des Fells oder das Schärfen der Sinne. Wird ihr diese Möglichkeit genommen, beispielsweise durch fehlende geeignete Kratzgelegenheiten, kann dies zu Gesundheitsproblemen führen. Die Krallen werden stumpf, splittern oder wachsen schlimmstenfalls ein – mit schmerzhaften Folgen.
b) Die Bedeutung des Kratzens für den Körper
Doch das Kratzen dient nicht nur der Krallenpflege. Es ist auch eine Form der Gymnastik für die Katze. Beim Kratzen streckt und dehnt sie ihren gesamten Körper, insbesondere die Muskulatur und die Gelenke der Vorder- und Hinterbeine sowie den Rücken. Diese Bewegung hilft, Verspannungen zu lösen, die Beweglichkeit zu erhalten und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Gerade Wohnungskatzen, die weniger Möglichkeiten zur Bewegung haben als ihre Artgenossen draußen, profitieren enorm davon, regelmäßige Kratzgelegenheiten zu nutzen.
c) Markieren des Reviers: Duft und sichtbare Zeichen
Ein oft unterschätzter Grund für das Kratzverhalten liegt im Bedürfnis der Katze, ihr Territorium zu markieren. In den Pfotenballen der Katze befinden sich spezielle Drüsen, die beim Kratzen Duftstoffe absondern. Diese sogenannten Pheromone sind für den Menschen nicht wahrnehmbar, für andere Katzen jedoch eine unmissverständliche Botschaft: „Hier wohne ich.“ Zusätzlich hinterlassen die Kratzspuren sichtbare Zeichen, die als weitere Warnung oder Information für Artgenossen dienen. Durch das Markieren ihres Reviers fühlt sich die Katze sicher und geborgen. Fehlen ihr diese Möglichkeiten, kann dies zu Unruhe, Stress oder sogar zu Verhaltensstörungen führen.
Das Kratzen ist also weit mehr als eine lästige Marotte. Es ist tief in der Natur der Katze verankert und erfüllt verschiedene wichtige Funktionen für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden.
Die psychologischen Gründe des Kratzverhaltens: Stress und Langeweile

Obwohl Kratzen zu den natürlichen und instinktiven Verhaltensweisen einer Katze gehört, sind die Gründe dafür nicht immer nur körperlicher oder biologischer Natur. Besonders in einer häuslichen Umgebung, in der Katzen oft mit Veränderungen oder mangelnder Beschäftigung konfrontiert werden, treten auch psychologische Auslöser des Kratzverhaltens auf. Dazu gehören vor allem Stress und Langeweile.
Stress
Katzen gelten oft als unabhängige und selbstsichere Tiere. Doch in Wirklichkeit sind sie äußerst sensible Geschöpfe, die auf Veränderungen in ihrem Lebensumfeld oder auf ungewohnte Situationen empfindlich reagieren können. Schon kleine Veränderungen können bei Katzen Stress verursachen. Typische Auslöser sind:
- Umzüge: Ein neues Zuhause bedeutet für die Katze den Verlust bekannter Gerüche, Reviergrenzen und Rückzugsorte. Die neue Umgebung kann Unsicherheit und Angst auslösen.
- Neuzugänge im Haushalt: Das kann ein neues Haustier, ein Baby oder ein neuer Mitbewohner sein. Plötzlich müssen Ressourcen geteilt werden, und die Hierarchie im Haushalt verändert sich.
- Veränderter Tagesablauf: Wenn der Halter plötzlich andere Arbeitszeiten hat, mehr unterwegs ist oder sich die Fütterungszeiten ändern, kann dies die Katze aus dem Gleichgewicht bringen.
In solchen Situationen suchen Katzen nach Möglichkeiten, mit ihrer inneren Anspannung umzugehen. Das Kratzen wird zu einem emotionalen Ventil: Durch die körperliche Aktivität und das sichtbare Markieren können sie einen Teil ihrer Unsicherheit kompensieren. Das Kratzen vermittelt der Katze Kontrolle über einen Teil ihrer Umgebung, was in stressigen Zeiten besonders wichtig ist. Die dabei ausgeschütteten Duftstoffe helfen der Katze, sich zu beruhigen und ihr Revier neu zu definieren.
Langeweile
Neben Stress ist Langeweile eine ebenso häufige Ursache für auffälliges Kratzverhalten. Vor allem Wohnungskatzen, die keinen Zugang nach draußen haben, sind hiervon betroffen. Im Gegensatz zu ihren freilebenden Artgenossen fehlt ihnen oft die Möglichkeit, ihren Jagdtrieb auszuleben, sich ausreichend zu bewegen und neue Eindrücke zu sammeln.
Fehlt es an Anregung, Beschäftigung und Abwechslung, suchen sich Katzen eigene Wege, um sich zu beschäftigen. Kratzen wird dann zur selbstgewählten Unterhaltung. Möbel, Teppiche oder sogar Wände werden zu interessanten Zielen, weil sie Struktur und Widerstand bieten. Besonders auffällig wird dieses Verhalten, wenn der Halter außer Haus ist oder der Alltag der Katze wenig Abwechslung bietet.
Ein weiteres Indiz für Langeweile ist das sogenannte „Übersprungverhalten“. Die Katze wirkt ruhelos, läuft hin und her, betrachtet ihre Umgebung und beginnt schließlich, scheinbar grundlos zu kratzen. Durch diese Tätigkeit verschafft sie sich Beschäftigung und baut überschüssige Energie ab.
Lösungen und Prävention: Das Kratzen in die richtigen Bahnen lenken
Nachdem wir die Ursachen des Kratzverhaltens von Katzen verstanden haben, stellt sich die Frage, wie wir als Halter darauf reagieren können. Das Ziel ist nicht, das Kratzen zu unterbinden – das wäre weder artgerecht noch zielführend –, sondern der Katze geeignete Alternativen zu bieten, um ihre natürlichen Bedürfnisse auszuleben.
(1) Geeignete Kratzmöglichkeiten bereitstellen
Der wichtigste Schritt ist die Ausstattung des Wohnraums mit passenden Kratzgelegenheiten. Dabei gilt: Je vielfältiger und attraktiver die Angebote, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Möbel und Teppiche als Kratzobjekte auserkoren werden.
Kratzsäulen: Ein klassischer Kratzbaum oder eine Kratzsäule darf in keinem Katzenhaushalt fehlen. Wichtig ist, dass die Säule so stabil ist, dass sie beim Kratzen nicht umkippt. Sie sollte außerdem so hoch sein, dass sich die Katze beim Kratzen und Strecken vollständig aufrichten kann – das fördert die Gesundheit von Muskulatur und Gelenken. Es gibt Modelle in verschiedenen Höhen, mit oder ohne Liegeflächen, sodass für jede Katze und jeden Wohnraum das Passende gefunden werden kann.
Kratzbretter: Nicht jede Katze mag es, vertikal zu kratzen. Viele bevorzugen es, sich auf dem Boden auszutoben. Für diese Tiere eignen sich Kratzbretter oder -matten, die flach auf dem Boden liegen. Sie sind in unterschiedlichen Formen erhältlich: quadratisch, oval oder in fantasievollen Designs wie Tiere oder Pflanzen. Sie können flexibel im Raum platziert werden und bieten so immer wieder neue Anreize.
Katzen Kratz Ecken: Besonders praktisch für kleine Wohnungen oder Haushalte mit hochwertigen Möbeln sind sogenannte Katzen-Kratz-Ecken. Diese speziellen Kratzmatten werden direkt an den Ecken oder Kanten von Möbelstücken angebracht, etwa an Sofas, Schränken oder Wänden. Sie schützen nicht nur das Inventar, sondern bieten der Katze gezielt dort eine Kratzmöglichkeit, wo sie ohnehin gerne ihre Spuren hinterlässt. Diese Produkte sind platzsparend, einfach zu montieren und können bei Bedarf ausgetauscht werden.

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(2) Die richtige Platzierung von Kratzmöglichkeiten: Strategie ist alles
Selbst die besten und hochwertigsten Kratzwerkzeuge verfehlen ihre Wirkung, wenn sie an den falschen Stellen stehen oder von der Katze nicht angenommen werden. Damit Ihre Katze die angebotenen Kratzmöglichkeiten auch wirklich nutzt und Möbel sowie andere Einrichtungsgegenstände verschont bleiben, kommt es auf eine durchdachte Platzierung und etwas Fingerspitzengefühl an.
Platzierung in bevorzugten Bereichen
Katzen sind Gewohnheitstiere mit festen Lieblingsplätzen. Sie lieben es, ihre Umgebung zu beobachten, und haben meist feste Schlaf-, Ruhe- und Spielorte. Deshalb ist es sinnvoll, Kratzsäulen, Kratzbretter oder Kratzecken dort aufzustellen, wo die Katze sich besonders häufig aufhält oder ohnehin gerne kratzt. Typische Orte sind:
- Eingangsbereiche: Viele Katzen kratzen gerne an Türen oder im Flur, um ankommende oder gehende Menschen und Tiere zu markieren.
- Fensterplätze: Von hier aus beobachten sie gerne die Außenwelt und dehnen sich nach dem Aufstehen.
- Wohnzimmer und Schlafbereiche: Dort, wo die Katze oft schläft oder entspannt, kratzt sie oft nach dem Aufwachen, um sich zu strecken und zu markieren.
Kratzsäulen in der Nähe von Ruheplätzen und Schlafstätten
Katzen strecken sich meist nach dem Erwachen und beginnen häufig unmittelbar danach zu kratzen. Platzieren Sie deshalb eine Kratzsäule oder ein Kratzbrett direkt neben dem Lieblingsschlafplatz Ihrer Katze. Das animiert sie, beim ersten Bedürfnis nach dem Aufstehen das dafür vorgesehene Kratzobjekt zu nutzen. So fördern Sie ein natürliches Verhalten und helfen Ihrer Katze, sich in ihrem Zuhause wohl und sicher zu fühlen.
Attraktivität steigern: Anreize setzen und Interesse wecken
Nicht jede Katze nimmt neue Kratzmöglichkeiten sofort an. Besonders bei Gewohnheitstieren kann es notwendig sein, die Neugier zu wecken oder positive Assoziationen zu schaffen. Hierfür eignen sich unter anderem:
- Katzenminze (Catnip): Viele Kratzbäume und -bretter sind bereits mit Katzenminze behandelt. Sie können aber auch selbst getrocknete Katzenminze auf die Kratzfläche streuen oder spezielle Sprays verwenden. Der Duft wirkt auf viele Katzen anziehend und regt zum Kratzen an.
- Spielzeuge: Hängen Sie kleine Bälle, Federn oder Glöckchen an den Kratzbaum, um den Spieltrieb Ihrer Katze zu fördern. Auch das Platzieren von Lieblingsspielzeug in der Nähe des Kratzobjekts kann helfen.
- Leckerlis: Legen Sie ab und zu ein Leckerli auf oder nahe des Kratzobjekts, damit Ihre Katze sich dem neuen Gegenstand positiv nähert.
Positive Verstärkung: Lob und Belohnung
Wichtig ist, dass Sie Ihrer Katze positives Feedback geben, sobald sie das Kratzobjekt wie gewünscht nutzt. Dafür eignen sich:
Verbales Lob: Ein freundliches Wort, ein sanftes „Bravo“ oder „Fein gemacht!“ – Katzen nehmen die Stimmung ihres Menschen sehr genau wahr.
Streicheleinheiten: Viele Katzen lieben es, nach dem erfolgreichen Kratzen gekrault oder gestreichelt zu werden.
Leckerlis: Kleine Belohnungen können das gewünschte Verhalten zusätzlich festigen.
Diese positive Verstärkung hilft Ihrer Katze, das Kratzen am richtigen Ort mit etwas Angenehmem zu verbinden. Sie lernt so schnell, dass der Kratzbaum oder das Kratzbrett der beste Platz zum Krallenwetzen ist.
Keine Strafen: Stress vermeiden und Vertrauen erhalten
Wenn Ihre Katze dennoch Möbel oder Tapeten als Kratzobjekt wählt, ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Schreien, Schimpfen oder gar physische Strafen sind kontraproduktiv. Sie führen nur dazu, dass die Katze Angst bekommt, sich unsicher fühlt und möglicherweise heimlich kratzt – das Problem verschärft sich auf diese Weise nur. Viel effektiver ist es, die Katze sanft vom unerwünschten Ort wegzulocken, sie an das Kratzobjekt zu führen und dort mit Lob und Belohnung zu bestärken. Geduld zahlt sich aus!
Katzen brauchen manchmal Zeit, um sich an neue Gegenstände und Veränderungen im Alltag zu gewöhnen. Beobachten Sie Ihre Katze, experimentieren Sie mit verschiedenen Standorten und Kratzmöglichkeiten. Oft ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren – dem richtigen Produkt, dem ansprechenden Material, der passenden Platzierung und viel positiver Bestärkung –, die zum Erfolg führt.
Das Kratzverhalten gehört zur Natur der Katze und ist für ihre körperliche wie seelische Gesundheit unverzichtbar. Wer seine Samtpfote versteht und ihre Bedürfnisse ernst nimmt, kann viele Probleme im Alltag vermeiden. Statt das Kratzen als lästiges oder störendes Verhalten zu sehen, sollten Halter erkennen, welche wichtigen Funktionen dahinterstecken.
Wer seine Katze mit Respekt und Verständnis behandelt und ihr eine katzengerechte Umgebung bietet, legt den Grundstein für eine glückliche, gesunde und ausgeglichene Katze – und für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Tier.